Meine Bibelschulandacht: Vom treuen Umgang mit großen und kleinen Dingen

Meine Bibelschulkollegen sind manchmal sehr schön. Nicht immer, aber immer wieder. Jeder auf seine oder ihre Weise. Das könnte daran liegen, dass ich Gott immer wieder darum bitte, meine Mitmenschen mit seinen Augen sehen zu dürfen. Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern ist eine Frage der Perspektive. Aus der Perspektive Gottes betrachtet, sind wir alle wunderschöne Geschöpfe. Die menschlichen Kriterien für Schönheit haben keine Chance gegen eine göttliche Perspektive auf meisterhafte Handarbeit.

Die Perspektive Gottes ist ein wichtiger Gedanke in meiner Andacht. Allerdings geht es weniger um schön und nicht ganz so schön, sondern um groß und klein. Der zweite wichtige Gedanke dreht sich um Treue. Es geht darum, was es bedeutet, mit großen oder kleinen Dingen treu umzugehen. Der Text zu meiner Andacht steht in Lukas 16, in den Versen 1 bis ungefähr so 13/14/15, das franst am Ende ein bisschen aus. Aber dazu kommen wir später.

Teil 1: Groß und Klein aus Perspektive Gottes

Eines Tages sind Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer mit ihrer All-Terrain-Amphibienlokomotive Emma in der Wüste unterwegs. Weit in der Ferne sehen sie einen Riesen. Angsteinflößend. Doch je näher sie ihm kommen, desto kleiner wird der Riese und schrumpft letztendlich auf Normalgröße. Sein Name lautet Herr Tur Tur und er ist ein äußerst angenehmer Zeitgenosse.
Er ist außerdem ein Scheinriese. Nur aus weiter Entfernung scheint er ein Riese zu sein. Wie groß er ist, kommt auf die Perspektive an. Auch aus Gottes Perspektive entpuppen sich viele Dinge als mickrige Scheinriesen. Insbesondere solche Dinge, die wir selbst groß machen. In Lukas 16,15 steht:

Was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.

Im gesamten Kapitel 16 geht es in erster Linie um Geld und auch diese Aussage bezieht sich darauf. Aber neben dem Geld gibt es noch andere Dinge, die bei den Menschen hoch geachtet werden: Macht und Ansehen zum Beispiel.
Wir reden von großen Aufträgen und kleinen Diensten, von großer und kleiner Mission. Das ist auch vollkommen in Ordnung, nur sollten wir dabei eben nicht vergessen, dass ob groß oder klein eine Frage der Perspektive ist und dass diese Eigenschaften bei Gott anders definiert werden.

Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer wird euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit dem fremden Gut nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist? Kein Knecht kann zwei Herren dienen; entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Lukas 16,10-13

In den ersten Versen steht vier Mal eine sehr ähnliche Aussage. Diese Aussage scheint die zentrale Botschaft im 16. Kapitel zu sein: Es ist Gott vollkommen wurscht, ob etwas groß oder klein ist. Hauptsache wir gehen vernünftig damit um. Außerdem scheint es einen Zusammenhang zu geben zwischen der Art und Weise, wie wir mit kleinen Dingen umgehen und wie mit größeren Dingen.

Ein persönliches Zeugnis

Ich bin mit meiner beruflichen Situation unzufrieden. Ich langweile mich häufig, kann mich oft nicht motivieren. Ich warte auf eine persönliche Berufung, weil ich hoffe, dass ein Arbeitstag an den Vorhöfen Gottes erfüllender ist, als dieser normale Job. Insgeheim warte ich darauf, dass Gott mich bittet, für ihn irgendeinen Epos zu schreiben, einen Weltbestseller, der die Menschen in Scharen dazu bringt, sich zu bekehren und mir endlich die Möglichkeit schafft, 50 Prozent meines Besitzes zu spenden.
Aber warum sollte so eine Berufung kommen? Die Motivation dahinter ist doch wohl eher Ansehen und Reichtum. Große Dinge, die bei Gott ziemlich klein sein.
Warum sollte mich Gott in irgendeine persönliche Berufung führen, wenn ich nicht einmal die Basisberufungen eines jeden Christen treu verfolge? Dazu gehört der Missionsbefehl, wir sind dazu berufen, ein Leben als Ebenbild Gottes und zum Lobpreis des Herrn zu führen, und sollen ein Teil der Braut Christi sein. Ich war oder bin untreu in allen diesen Dingen und wenn ich den Versen 10 bis 12 Glauben schenke, werde ich auch untreu in meiner persönlichen Berufung sein. Wie gut also, dass Gott mich noch nicht in meine persönliche Berufung hineingeführt hat. Es gibt nur einen Grund, warum er das bereits jetzt tun sollte: Gnade. Aber aus Gnade führt er mir zunächst die Dinge vor Augen, die falsch laufen in meinem Leben und bietet mir die Chance, Buße zu tun und neu anzufangen.

Wer steht an erster Stelle?

Im Vers 13 stehen sich Gott und der Mammon gegenüber. Mammon kann Geld bedeuten, immerhin ist das das zentrale Thema im Kapitel. Es kann aber auch mit Götze übersetzt werden. Die Bedeutung ist relativ klar: Egal wie groß oder klein die Dinge in unserem Leben sind, wir können ihnen nicht Dienen und gleichzeitig Gott. Gott will an erster Stelle stehen. Nichts soll seinen Platz einnehmen – auch keine persönliche Berufung oder das Streben nach einer solchen.

Also: Aus Gottes Perspektive geht es nicht um Groß oder Klein. Es geht darum, ob du Treu bist oder nicht.

2. Teil: Vom treuen Umgang mit Groß und Klein

Was es bedeutet, treu zu sein, kann im konkreten Fall verschiedenes bedeuten. Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter stellt nur ein Beispiel dar. Es steht in den Versen 1 bis 9.

Dieses Gleichnis hinterlässt doch einige Fragezeichen. Ich habe mich zum Beispiel gefragt, wer von den handelnden Figuren ein Vorbild sein soll:
Der reiche Mann entlässt seinen Verwalter aufgrund von Gerüchten und ohne die Beschuldigungen zu prüfen. Ob der Verwalter ein Betrüger ist, bleibt unklar. Ist aber auch egal, denn er wird spätestens im Gleichnis selbst zum Betrüger und stiehlt seinem Herrn Öl und Weizen. Die Schuldner lassen sich bereitwillig auf diesen Deal ein. Und am Ende kommt nochmal der reiche Mann ins Spiel und lobt seinen Verwalter für dessen Klugheit.*

Ich glaube aber, dass es in diesem Gleichnis um mehr geht, als nur um Klugheit. Jesus vergleicht hier zwei unterschiedliche Lebensweisen. Nämlich die Lebensweise der Kinder der Welt und die der Kinder des Lichts. In Vers 8 steht, dass sich die Kinder der Welt in ihrer Lebensweise klüger verhalten. Klugheit steht nicht für Intelligenz, sondern für Lebensführung. In Dingen, die nicht das alltägliche Leben sondern das Lebensziel betreffen, erweisen sich Kinder der Welt also oftmals als zielstrebiger, effizienter und einfallsreicher.

Wie sieht denn diese Lebensweise aus?
Das Gleichnis sagt, dass die Kinder der Welt …

  • … nach Wohlstand streben. (Mammon)
  • Sie streben danach, ihren Lebensstandard bis zum Tode zu sichern. (Hütten)
  • Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. (Untreue)

Über die Kinder des Lichts steht folgendes im Gleichnis:

  • Sie streben nach Ewigkeit. (ewige Hütten)
  • Dazu sollen sie einsetzen, was sie haben … (Mammon)
  • … und sich Freunde damit machen. (und an dieser Stelle kommt die Treue ins Spiel)

Kein Wunder also, dass es hier einen Unterschied gibt. Denn als Kind des Lichts hält man eine Ewigkeitsversicherung in den Händen. Bezahlt mit dem höchsten nur denkbaren Versicherungsbeitrag. Wir können uns der Ewigkeit sicher sein. Das, wonach wir streben, ist uns aus Gnade längst zugesagt.
Doch wir sind doch noch zu ganz anderen Dingen berufen, als nur der Ewigkeit. Und auch danach sollen wir streben. So viele Christen ruhen sich auf ihrer Ewigkeitsversicherung aus und vermeiden es, geistliches Wachstum und Reife anzustreben. Sie setzen ihre Gaben und Talente nicht ein, aus Angst, Fehler zu machen. Das zeigt Jesus in einem anderen Gleichnis. Würden sie sich hier ebenso zielstrebig erweisen wie manch ein Kind der Welt … mit Gottes Reich würde es ganz anders voran gehen.

Schließt Freundschaften in der Welt

Treu zu handeln kann unterschiedliche Dinge bedeuten. In diesem Gleichnis sagt Jesus: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, also mit dem Geld, mit deinem Besitz oder mit was auch immer dir gegeben ist. Das bedeutet nicht, dass du Freundschaft mit dem Mammon schließen sollst, sondern mithilfe. Du sollst dich also nicht zum Diener machen, zum Sklaven oder zum Knecht. Du sollst dich nicht anbiedern bei der Welt und ihre Maßstäbe annehmen, damit sie dich gern hat. Nein. Du sollst dir Freunde machen. Da steht „philos“. Und ich kann kein Griechisch, habe mir aber trotzdem angeschaut, wo dieses Wort noch gebraucht wird. Unter anderem an der Stelle, in der beschrieben wird, das Jesus sich die Zöllner und Sünder zum Freund gemacht hat. Er, kein Kind des Lichts, sondern selbst das Licht, hat sich die Sünder, die Kinder der Welt zum Freund gemacht. Er hat dazu keinen Mammon gebraucht. Aber wir dürfen alles einsetzen, was uns gegeben ist, selbst den Mammon. Wir erinnern uns: der Mammon gehört zu den Dingen, die Gott ein Greuel sind. Wenn du dir aber die Leute zum Freund machst und du dein Geld nicht zu deinem eigenen Nutzen einsetzt, muss selbst der Mammon, dieser ungerechte, widerliche Mammon, dass niedrigste, was du geben kannst, am Ende dazu dienen, Gott zu verherrlichen.

Kurze Zusammenfassung:

  • Was groß ist und was klein ist, ist eine Frage der Perspektive.
  • Gott wünscht sich, dass wir ihm in allen Dingen treu sind, auch wenn wir sie für klein oder zu groß halten.
  • Das heißt zum Beispiel, dass wir Geld, Zeit, Raum oder auch abstrakte Dinge wie Talente oder noch abstrakter Gehorsam nicht zu unserem eigenen Nutzen einsetzen sollen, sondern zum Nutzen anderer.

 

* In einigen Übersetzungen ist es Jesus, der den Verwalter lobt. Das ist möglich, denn im Original steht nur „Herr“. Es kann also sowohl der reiche Herr als auch der Herr Jesus gemeint sein. Ich glaube, dass der reiche Mann gemeint ist und zwar aus erzähltechnischen Gründen. Handelte es sich um direkte Rede Jesu, hätte er den Rahmen der Erzählung verlassen und innerhalb weniger Sätze würden sich mehrere Perspektivenwechsel abspielen. Das passt meines Erachtens nicht zum restlichen Text im Lukasevangelium.

 

Jeder Bibelschüler muss einmal im Halbjahr eine Andacht halten. Dies ist mein Beitrag.

2 Gedanken zu “Meine Bibelschulandacht: Vom treuen Umgang mit großen und kleinen Dingen

  1. Ich denke, in Vers 9 beginnt das, was Jesus sagt. Vers 14 macht recht deutlich, dass der Text zuvor wörtliche Rede ist, also nicht etwa von Lukas stammt. Dann kann die Einleitung in Vers 9 (Und ich sage euch …) nur bedeuten, dass Jesus seine Erzähung beendet hat und jetzt kommentiert. In der Lutherübersetzung gibts zwischen 9 und 10 übrigens eine Zwischenüberschrift, die den Teil danach gut zusammenfasst. Meines Erachtens gehört dieser Abschnitt aber zum Kommentar des Gleichnisses dazu.

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