Warum ich glaube

Ich kann aktuell folgende Gründe für meinen Glauben auflisten:

  • Biographie
  • Gotteserfahrung
  • Respekt vor der Bibel und Jesus
  • mangelnde Beweise
  • Antimainstream
  • Begeisterung für christlichen Lebensstil

An dieser Stelle kannst du gerne aufhören zu lesen. Ansonsten wird’s jetzt etwas länger, intensiver und vielleicht auch bissi abgefahren. Wenn du mich anschließend für einen Spinner hältst, dann ist das halt so.

Biographie

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Aha! Sagt der Atheist und winkt ab. Hat er ja gewusst. Klassischer Fall von Hirnwäsche.

Mit 6 kaufte ich mir meine erste eigene Bibel. Eine Elberfelder. Die brauchte ich, um gemeinsam mit meiner älteren Schwester in der Bibel lesen zu können.

Nach meiner Konfirmation – also mit 14 – wendete ich mich von der Kirche, Gott und dem ganzen Glaubenskram ab. Das Leben der meisten Gläubigen, die ich kannte, schien mir aufgesetzt, oberflächlich, scheinheilig und wenig erstrebenswert zu sein. Diese Zeit dauerte etwa drei Jahre.

In der Zeitung wurde über die Nürnberger Jesus Freaks berichtet. Der Autor erzählte von deren Radikalität und fragte sich, ob das womöglich eine Sekte sei. Dazu ein Foto von einem Punk mit Iro und Lederjacke, auf der statt des Anarchiezeichens sich ein A und ein Omega überlagerten.* Geil. Tatsächlich erlebte ich bei den Jesus Freaks ein ganz anderes Christsein, in dem u.a. folgende Dinge vor kamen:

  • laute Musik
  • Arbeit mit Drogenabhängigen und anderen Randgruppen
  • offensichtliche Leidenschaft für Jesus

Das war ein Lebensstil, den ich gut fand und ebenfalls führen wollte. Das war grad kein aufgesetzter Schwachsinn. Das war echt.

Gotteserfahrung

Ich wurde Christ aufgrund einer Gotteserfahrung und bin Christ, weil sie sich ständig wiederholt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie diese eine spezifische Gotteserfahrung aussah, die den Unterschied machte. Im Endeffekt ließ sie auch nur das Fass zum Überlaufen bringen. Es war halt so weit.

Vermutlich wars im Gottesdienst bei den Freaks. Dort gibt es ne Band, die bissi Mukke macht und angeblich mit Gott in Kontakt steht. Die Leute beten Gott an, quatschen mit ihm, als wäre er da, heulen sich aus, stellen Fragen, … whatever. Entweder laut oder in der Stille oder sie singen mit. Und ich fühlte mich einfach, als ob mich Gott rufen würde. Ich weiß, dass sich das dämlich anhört. Tja … so wars halt … irgendwie dämlich und reichlich unspektakulär.

In den folgenden Jahren begleitete mich Gott durch mein Leben. Kein Wunder. Hatte ihn ja dazu eingeladen. Ich spürte ihn im Liebeskummer. Ich fand Parkplätze mit ihm. Ich fühlte mich buchstäblich unsterblich im tiefen Vertrauen, eine Rolle in seinen Plänen zu spielen. Ich erlebte Angriffe durch den Teufel.** Erlebte, wie mein Opa kurz vor seinem Tod seine Sündenlast aus dem zweiten Weltkrieg abgeben konnte und dann in Frieden starb.*** Bekam großartige Dinge zugesprochen, als ich festes Gemeindemitglied bei den Freaks wurde. Fand mit Gottes Hilfe meine heutige Ehefrau …

So knapp aufgezählt sind diese Dinge nur Schall und Rauch. Aber hier fehlt der Platz, ausführlich darüber zu berichten. Was ich sagen will: Ich hatte nicht nur eine Gotteserfahrung sondern erlebe Gott immer und immer wieder. Ich spüre seine Nähe und sehe, wie er mich in größeren und kleineren Erlebnissen durch mein Leben begleitet. Zumindest nehme ich das so wahr.

Neben meinen eigenen Gotteserfahrungen gibt es aber auch jene, anderer Menschen. Die Menschen nehmen Jahweh in so abgefahrenen Geschichten wahr. Vielleicht kann ich mal den einen oder anderen Gastbeitrag meiner Bibelschulkollegen hier bei mir im Blog veröffentlichen.

Am Ende stehen freilich dennoch Glaubensfragen und abweichende Überzeugungen sich gegenüber.

Respekt vor der Bibel und Jesus

Jesus ist eine abgefahrene Figur. Er ist ein Revoluzzer. Deswegen habe ich ein Jesus-Tattoo auf dem Arm im berühmten Che-Guevara-Style. Er veränderte den Glauben an Jahweh, veränderte aber auch die Welt. Er hat eine einzigartige Botschaft, die so in keiner anderen der großen Religionen zu finden ist. Eine Religion entsteht nicht einfach so. Eine Religion wird nicht einfach so zur Weltreligion. Und innerhalb der Weltreligionen setzt sich das Christentum von allen anderen durch Jesus ab. Durch ihn erhalten die Begriffe Liebe, Güte, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit eine andere Bedeutung.

Die Bibel ist so ein krasser Fundus an Weisheiten, Ratschlägen und radikalen Lösungen. Ich glaube, wenn die Welt sich an die Bibel nach Jesus halten würde, wäre sie gerettet. Umso dämlicher, dass ich es selbst nicht auf die Reihe bringe.

Weil nichts dagegen spricht

Ich bin Anhänger eines pragmatischen, poststrukturalistisch geprägten theologischen Agnostizismus. Ich weiß letztendlich nicht, ob es Gott gibt und glaube, dass es nicht Aufgabe der Wissenschaft ist, ihn zu beweisen oder zu widerlegen. Ja, ich glaube sogar, dass sie ihn nicht beweisen oder widerlegen kann. Ich halte es weitgehend mit Russels Teapot. Ich kann auch verstehen, dass Dawkins gegen Religion wettert. Aber selbst ein Mann wie er muss zugeben, dass Gott lediglich sehr unwahrscheinlich ist. Jahweh, Jesus und ihre Göttlichkeit kann er nicht widerlegen.

Weil ich vom Mainstream nicht viel halte

Ich mag die Masse nicht. Ich misstraue ihr. Ich tue keine Dinge, weil sie halt alle tun. Ich mag keine Radiocharts und würde niemals in einen Kinofilm gehen, weil das grad das große Ding ist. Gleichzeitig will ich aber auch nicht nur deswegen ein Buch nicht lesen, weil es viele Menschen lesen. Ich möchte ganz einfach meinen eigenen Weg finden. Die Fans von Borussia Dortmund identifizieren sich über ihre Masse, sie belächeln andere Vereine, die wenige Fans haben. Eine Einstellung, die ich nicht so recht verstehen kann. Das eigene Tun wird doch nicht dadurch gerechtfertigt oder in seinem Wert bestimmt durch die Anzahl an Menschen, die das gleiche tun.

Interessanterweise werden Christen immer wieder belächelt, weil sie ja angeblich doch nur das tun würden, was in ihrem Umfeld üblich sei. Sehe ich anders. Christen sind Christen unabhängig von ihrem Umfeld. Nur weil ein Christ als Pfarrerssohn im amerikanischen Bible Belt aufgewachsen ist, stellt das nicht die Wahrhaftigkeit seines Glaubens in Frage. Nur weil er sich mit 80 vom Spaghettimonster abgewandt hat und Christ geworden ist, ist er kein besserer oder echterer Christ.

In Deutschland sind Christen üblicherweise in der Minderheit. In meinem Umfeld ist Atheismus oder traditionelle Religiosität üblich. In fast allen Gruppen, in denen ich mich aufhalte, bin ich der einzige oder einer der wenigen, die sich bewusst für ein Leben mit Jesus entschieden haben. Auf die Schnelle geschätzt halten es 80 Prozent meiner Bekannten für selbstverständlich, nicht an irgendwelche Götter zu glauben. Und sind zunächst erstaunt, dass das jemand tut. Dann finden sie es ganz interessant im Sinne eines Selbstfindungstrips. Aber der tiefe, radikale Glaube mit all seinen Konsequenzen, ist ihnen unvorstellbar.

Weil mich der Lebensstil zutiefst berührt und begeistert

Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was Christen eint. Was ich aber weiß: wenn jemand voller Überzeugung und voller Liebe von seinem Leben mit Gott erzählt, finde ich das wahnsinnig faszinierend. Egal, ob das der fundamentalistische Atheist ist, der im universitären Umfeld Christ geworden ist oder die Nonne, die nichts anderes kennt und aufopferungsvoll anderen dient.

W.I. Thomas, der Gründer der Fackelträger, zu denen auch das Schloss Klaus gehört, beschreibt das Leben eines Christen in seinem Buch „Dynamik des Lebens“:

  • Es ist weitgehend übernatürlich und dennoch vollkommen irdisch
  • Jesus Leben wird im Leben eines Christen sichtbar
  • Ein Christ ist gänzlich abhängig von Gott – aber ansonsten unabhängig wie nie zuvor
  • Ängste und die Last der Umstände weichen. Auch Ängste vor sich selbst, vor anderen Menschen, dem Tod, …
  • Ein Christ wird Mensch nach Gottes Bild

Ich finde das reizvoll. Es ist ein Prozess, auf den ich mich gerne einlasse. Und ich bin gespannt, was Gott noch mit mir vorhat, bzw. wie der Mensch, den sich Gott gedacht hat, als er mich schuf, aussieht.

Der Glaube ist komplex. Ich habe noch lange nicht alles gelesen, alles erfahren, alles begriffen. Es gibt noch so viele Fragen. Ich kann meine Meinung noch so oft ändern. Es gibt so viele Rätsel, Paradoxien, Widersprüche. Das ist superspannend. Es ist ein Glaube, der mich immer wieder herausfordert, unterhält, mir Nüsse zum knacken gibt.

So ist der Glaube über die Jahre zu einem wichtigen Teil meiner Identität geworden.

 

* das Zeichen der Punks steht für Anarchie – gar keine Herrschaft. Dem setzen die Freaks die Godarchie entgegen – die Herrschaft Gottes. Allerdings nicht als Staatsform, wie es in der Theokratie bspw. im Calvinismus in der Schweiz praktiziert wurde, sondern als Gottes Herrschaft über den Einzelnen. Eine Herrschaft, unter die man sich nur freiwillig stellen kann. Das A und O im Zeichen der Freaks steht für Alpha und Omega. Also der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets.

Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
Offenbarung 21,6

** Die Bibel spricht nicht nur von den guten Mächten, sondern auch von den Bösen. Ich persönlich habe mich ehrlich gesagt noch nicht sonderlich mit ihnen auseinandergesetzt und kann nicht sagen, wer, wie oder was das genau ist. Die abgefahrensten Dinge im negativen Sinne habe ich allerdings auf einer Missionsreise nach Rumänien erlebt. In christlichen Kreisen heißt es oftmals, dass der Teufel keine Weicheier angreift. Wenn aber jemand sich krass für Gott einsetzt, dann kann es schon passieren, dass der Teufel die eine oder andere Spitze abschießt. Was genau das war? Auch das würde den ohnehin überspannten Rahmen in diesem Post sprengen.

*** diese Geschichte habe ich schon mal erzählt und zwar in diesem Buch. Erzähle die Geschichte aber gerne häufiger. 🙂

Foto: brandbook.de, CC BY-SA 2.0

3 Gedanken zu “Warum ich glaube

  1. Hi, bin gerade auf deinen Blog gestoßen. Freut mich sehr deinen Text zu lesen. Alles Gute auf dem weiteren Weg, dem Fragen und entdecken. Jesus nachfolgen ist so ziemlich das Schönste, was man mit seinem Leben anfangen kann.

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